„Dem Ingenieur ist nichts zu schwör.“
Sold, sorry.
Diesen Satz legte schon die legendäre Donald Duck-Übersetzerin Dr. Erika Fuchs dem genialen Erfinder Daniel Düsentrieb in den Mund. Ein schöner Beleg für dieses geflügelte Wort ist die Geschichte der „Midgard“-Leuchten. Sie beginnt 1919 in der Werkzeug- und Maschinenfabrik „Auma Ronneberger & Fischer“. Einer der beiden Namensgeber, der Ingenieur Curt Fischer, war unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen in seiner eigenen Fabrik: Es war zu dunkel, sowohl in den Büros als auch an den Arbeitsplätzen der Maschinenbauer. Elektrisches Licht war Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine sehr junge Technologie: In Berlin waren 1910 erst 3,5 Prozent aller Haushalte an das Netz angeschlossen, die Firma Osram wurde (wie Fischers Fabrik) 1919 gerade erst gegründet.
Das Problem: Strom macht Licht – aber Licht allein genügt nicht. Eine Leuchte erhellt zwar den Raum – ein Arbeiter an einer Maschine wirft aber einen Schatten auf seinen eigenen Arbeitsbereich. Genau das wollte Curt Fischer ändern. Er begann mit Studien zur Arbeitsplatzbeleuchtung und ließ schon im Jahr darauf in der eigenen Fabrik bewegliche Wandarme als Träger für die Beleuchtung herstellen. Seine Idee des „lenkbaren Lichts“ führte dazu, daß sich seine Fabrik ganz auf die Herstellung dieser Art der Beleuchtung spezialisierte – unter dem Markennamen „Midgard“. Das funktionale Design der vielfach verstellbaren Leuchten ermöglichte nun das zielgerichtete „Setzen“ des Lichts, genau dort, wo es gebraucht wurde. Der paraboloide Leuchtenkopf, innen weiß lackiert oder auch mit silbernem Reflektor ausgestattet, sorgt dafür, daß die Lichtstrahlen parallel nach vorn austreten, dadurch entsteht weniger blendendes Streulicht. Diese Funktionalität war sicher auch ein Grund dafür, daß die Midgard-Gelenkleuchten wenige Jahre später in der Metallwerkstatt des Weimarer Bauhauses eingesetzt wurden – und Walter Gropius sie dann auch in seinem eigenen Meisterhaus in Dessau verwendete.
Die 4 oben abgebildeten Midgard-Gelenkarmleuchten sind seit gestern im Laden zu finden. Dort gesellen sie sich dann zu ihren Klassiker-Kollegen von Kaiser Idell, Rademacher und Jieldé.
Quellen: www.midgard-licht.de; www.bauhausarchiv.de; http://www.faz.net/…/technikgeschichte-im-strom-der-dinge-1…